Abenteuer Pflegestelle – Ruhe vor dem Sturm
Heute ist der große Tag. Heute kommt Khaos. Um 21:55 Uhr landet sein Flieger in Hamburg. Nachdem die letzten Tage gefühlsmäßig ein ständiges Auf und Ab mit Ängsten, Selbstzweifeln und Unsicherheit waren, bin ich heute erstaunlich ruhig.
Unsicherheit macht sich breit
Die Vorkontrolle vor 4 Tagen, hat mir noch mal die Augen geöffnet und dies mit einer schonungslosen Ehrlichkeit, die mich komplett entwaffnet hat. Irgendwie haben mich die ganzen Gespräche über das was alles eintreten könnte, wie ich gewisse Dinge angehen sollte und das ich auf keinen Fall zu lasch sein darf, total verunsichert. Was wird mich erwarten? Wie gehe ich damit um? Bin ich überhaupt in der Lage diesem spanischen Straßenhund zu händeln? Einen Border Collie!!! Bin ich denn eigentlich total verrückt? Wieso tue ich mir das an? (Und meinem Mann und meinem Hund, meinen Kaninchen, meinen Nachbarn…?)
Natürlich sind diese Vorgespräche und Vorkontrollen absolut sinnvoll und notwendig. Und jeder sollte sich sehr genau überlegen, ob er in der Lage ist diese Herausforderung anzunehmen. Und obwohl wir uns das alles gut überlegt und alle Eventualitäten durchgesprochen haben, war ich 2 Tage vor Khao´s Ankunft überhaupt nicht mehr sicher, ob wir das Richtige tun. Ich hatte das Gefühl, mich auf einen großen Kampf vorbereiten zu müssen, in dem es einzig darum geht sich durchzusetzen, Regeln aufzustellen und vor allem jegliche Gefahr für sich und sein Umfeld abzuwenden. Das große unbekannte Abenteuer, machte mir plötzlich Angst.
Den eigenen Fähigkeiten vertrauen
Heute (und ein paar Yogaeinheiten später) bin ich zum Glück ruhiger, entspannter und gelassener. Ich lasse jetzt alles auf mich zukommen und freue mich auf unseren Hund aus Spanien.
Freuen auf das Khaos
Auf jeden Fall möchte ich, dass er sich willkommen fühlt. Ich möchte ihm zeigen, dass er mir vertrauen kann. Er soll lernen, dass es sich lohnt mir zu folgen. Ich möchte mit ihm wandern gehen, ihm meine Welt zeigen und ich möchte, dass er genauso freundlich ist wie ich. Ich möchte ihm so viel beibringen und ich möchte viel von ihm lernen. Das alles werde ich Schritt für Schritt mit ihm üben. Ich möchte nicht kämpfen, nicht dominieren und nicht unterdrücken. Ich möchte diesen kleinen Kerl, solange er bei mir ist, auf ein wunderschönes Leben vorbereiten. Und es wird mir gelingen! Pfote drauf!
Khaos ist da – und es fühlt sich gut an!
Um 22:10 landet endlich der Flieger und wir können heute unseren ersten Pflegehund in Empfang nehmen. Alles hat super geklappt und beim ersten Kontakt hat uns ein freundlicher, netter, charmanter Khaos begrüßt.
Ein Khaos kommt selten allein
Da er in einer Transportbox mit einem anderen Hund saß, mussten wir ihn noch vor Ort umquartieren. Zum Glück war er so cool und hat alles ohne Probleme mitgemacht. Er hat kaum Ängste gezeigt und mich echt beeindruckt.
Einmal noch in die Transportbox, ab ins Auto und dann waren wir schließlich…
Endlich Zu Hause
Zu Hause angekommen, bin ich mit ihm erstmal an der 5m Leine in den Garten gegangen, damit er mal pinkeln kann. Er hat geschnüffelt, gescharrt und war insgesamt viel cooler und ruhiger, als ich es erwartet hätte. Naja, er hat ja auch grad echt was hinter sich. Der Flug, die damit verbundene Aufregung, neue Gerüche, neue Umgebung… Aber trotz alledem ist er erstaunlich relaxt.
Unsere Hündin Hedda, war etwas irritiert über unser „Mitbringsel“ in der späten Abendstunde, aber auch zu müde um großartig stress zu machen. Khaos hingegen hat sich von Hedda´s Unhöflichkeit nicht beeindrucken lassen.
Der neue Platz gefällt
Im Haus benimmt er sich tadellos. Ich habe mit Unsauberkeit, Markieren, Unruhe….usw. gerechnet. Er weiß bereits wo sein Platz ist und er liegt dort die meiste Zeit gemütlich und entspannt.
Bei einer Schulterhöhe von 58 cm, ist er mit ca. 16 kg ziemlich dünn und sein Fell ist teilweise verfilzt. Hier und da einige, kleine Blessuren.
Die erste Nacht hat er durchgeschlafen und am Morgen hat er sich baden lassen. Er zeigte sich auch beim Baden sehr kooperativ und ließ die ganze Prozedur zwar ungern, aber tapfer über sich ergehen. Bis jetzt scheint er wirklich ein ruhiger, freundlicher, menschenbezogener, netter Kerl zu sein. Unser Herz hat er bereits im Sturm erobert und wir freuen uns sehr, dass wir ihn hier bei uns haben dürfen.
Nachdem er bisher lediglich unseren Garten erkunden konnte, machten wir uns mittags auf, um mit beiden Hunden einen schönen Spaziergang zu machen. Na gut, an der Leinenführung müssen wir noch arbeiten. Aber Khaos zeigt auch hier sein „will to please“ und gibt sich echt Mühe. Auch die ersten Rückrufübungen an der Schleppleine haben ihm Spaß gemacht und er hat schnell begriffen, was wir erwarten. Vögel findet er interessant geht aber (noch) nicht hinterher und auch die Kaninchenvoliere bei uns im Garten interessiert ihn bisher überhaupt nicht.
Alles in allem ein rundum gelungener Tag und ich bin schon sehr gespannt, was die weiteren Tage so bringen werden.
Ach liebe Inga,
wieder einmal bin ich verzückt von deiner Ehrlichkeit. Ich freue mich mit dir, bin gespannt auf deine Erzählungen, auf die Trainingsfortschritte und Erkentntnisse und bin etwas neidisch auf den Schnee. 🙂
Zwischen all meine Neugierde, mischt sich Gewissheit. Eine Gewissheit, die sich wie ein warmes, molliges Gefühl in mir ausbreitet und sich zugleich mit Vorfreude paart. Soetwas lässt sich schwer in Worte fassen, aber ich will es mal versuchen: „Die Inga, die packt das!“ Hmmm…. das bedarf wohl doch noch etwas mehr Beschreibung, also hier mein Mutmacher, der aus eben diesem Gefühl entstanden ist:
Liebe Inga, du schaffst das! Und weißt du auch warum? Weil deine Intuition und dein Idealismus dich dazu bewegen, mit Tieren so umzugehen, wie du es auch mit Menschen schaffst: Geduldig, liebevoll, niemals mit Zwang und vor allen Dingen, lässt du das Tier (oder den Menschen) sein wie er ist. Du willst niemanden verbiegen, sondern nimmst ihn an wie er ist. Das und deine Herzlichkeit, sind deine größten Stärken. Also lass dich nicht verunsichern und gehe weiter auf deinem Weg!
Viele liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet
Birte
Snieeef, da bin ich aber mal gerührt. So nette Worte, vielen Dank dafür. Ich werde es mir zu Herzen nehmen und meinen „Stärken“ mehr Raum geben. Danke für die aufmunterenden Worte.
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