Kennst Du das, wenn die ganzen „ToDo´s“ dich auffressen und du und dein Hund mal wieder viel zu kurz kommen? Für Achtsamkeit oder ein aufeinander eingehen, bleibt in der Hektik keine Zeit und das, was dir eigentlich Freude bereiten sollte, nämlich Zeit mit deinem Hund zu verbringen, wird zum schnellen „um den Block gehetze“. Ist dieses Stadium erreicht, dann ist es höchste Zeit, dir eine Auszeit zu gönnen. Nur du und dein Hund.
So kam es auch, dass ich mich relativ spontan im April 2019 in der Sächsische Schweiz wiederfand. Ich kenne die Gegend relativ gut, weil ich vor drei Jahren mit meinen Hunden Hedda + Jack den Malerweg gelaufen bin. Der führt mit seinen acht Etappen und 112 km, durch diese schöne Landschaft. Über die einzelnen Etappen habe ich auf meinem Blog berichtet. Der ideale Ort, für tolle Wanderungen, Abenteuer und gemeinsame Quality-Time.
Gönn dir die Freiheit & lauf einfach los
Dieses mal allerdings hatte ich eine feste Homebase, von wo aus ich die Highlights des Malerweges erlaufen konnte. Die Tour galt zudem als Probelauf für unsere unter CANDOG im September stattfindende Wandertour. Meine 10 Jährige Hündin „Hedda“ hab ich das erste Mal zuhause gelassen. Sie hatte mir mehrfach gezeigt, dass sie keine Lust mehr auf lange Wanderungen hat. Also sind Jack und ich „solo“ los. Anfangs ein komisches Gefühl.
Unser Heimathafen für die nächsten Tage ist der Campingplatz „Ostrauer Mühle“ ca. 4 km von Bad Schandau entfernt.
Herausforderungen meistern
Am ersten Tag sind wir mit den ersten Vögelzwitschern wach und laufen direkt los, in Richtung Bad Schandau. Herrlich, wenn alles noch schläft und nur hier und da ein Geräusch zu hören ist. Die eigentliche Tour startet am Historischen Personenaufzug von Bad Schandau.
Ich bin etwas nervös, denn ich weiß, dass Jack Aufzüge angst machen. Dieser ist nun auch noch gläsern…. Vorbildlich schreite ich voran und mein Hund folgt mir zwar unsicher, aber er folgt mir. Für Euro 2,80 (mit Gästekarte) kommen wir beide heil oben an. Ich bin stolz auf meinen Hund. Wir laufen an einem Luchsgehege vorbei und ich freue mich, keinen Luchs zu sehen, denn das Gehege ist viel zu klein und überhaupt… Wildtiere gehören nicht eingesperrt.
Unser Ziel sind die Schrammsteine, die wir nach einige Zeit bereits aus der Ferne sehen können.
Zur Schrammsteinaussicht schaffen wir es leider nicht. Dieser Weg ist nur über Eisenleitern zu erreichen. Kein Problem, die malerische Landschaft beflügelt und ich laufe mit einem Dauergrinsen im Gesicht durch die Gegend. Vorbei an den Affenfelsen und weiteren Felsen mit lustigen Namen geht es Richtung Kuhstall.
Hier gibt es eine Einkehrmöglichkeit und Jack bekommt direkt von der netten Kellnerin eine Wurst. Den Aussichspunkt über dem Kuhstall, erreicht man über die Himmelleiter, oder man informiert sich bei der netten Gastwirtin, ob es auch eine hundefreundliche Alternative gibt 😉 . Oben angekommen wird man mit einem Weitblick ins Tal belohnt.
Zurück sind wir dann doch mutig die Himmelleiter runter gelaufen. In der Mitte der Leitern bereue ich mich Entschluss allerdings. Breite Treppenstufen, die steil bergab führen. Rechts und Links Felswände, die in der Mitte auseinander gehen, so dass die Lücke zwischen Treppe und Felswand immer größer wird.
Hoffentlich stürzt Jack nicht ab denke ich noch, als er plötzlich stehen bleibt und zittert. Nichts geht mehr. Ich ermutige ihn langsam weiter zu laufen, aber der Vorwärtsgang ist definitv lahm gelegt. Stattdessen legt Jack den Rückwärtsgang ein und schiebt seinen Hintern langsam an meinen Beinen vorbei, bis er hinter mir steht. Was nun? Umdrehen ist zu gefährlich. Also schreite ich langsam voran und siehe da, Step by Step kommen wir unbeschadet unten an. Den Stress schütteln wir erstmal mit einem kleinen Freudentänzchen ab. Puhh, das hätte ich auch direkt lassen können, denke ich. Bis zum Lichtenhainer Wasserfall ist es jetzt nicht mehr weit, wir machen uns auf den Weg.
Von dort fährt die historische Kirnitzschtalbahn in Richtung Bad Schandau. Diese Straßenbahn ist laut und somit für meinen Schietbüddel, total spuki. Was tue ich meinen armen Hund nur an, ermahne ich mich selbst. Jack ist sichtlich gestresst, doch übersteht die 2 Stationen mit der Bahn, zu seinem eigenem Erstaunen gut. Wir belohnen uns mit einem lecker Abendessen und lassen den Abend etwas müde aber glücklich in Ruhe ausklingen.
Im Land der Kindheitsträume
Guten Morgen Tag zwei und guten Morgen ihr neuen Herausforderungen! Jack freut sich wie Bolle, als es wieder ins Laufgeschirr geht. Er ahnt nicht, dass er auch heute wieder seine Ängste überwinden und mir vertrauen muss. Vom Campingplatz aus laufen wir nach Bad Schandau. Der heutige Tour startet mit einer Fährfahrt. Spuki, aber der ängstliche Hund, schlägt sich tapfer. Doch damit nicht genug, es geht direkt 2 Stationen weiter mit der S-Bahn. Nach der lauten Kirnischztalbahn von gestern, ist das ein Klacks für meinen Superheld.
In Rathen angekommen, geht es dann noch einmal auf die Fähre, bevor unsere Wandertour startet. Wir blicken auf die Bastei, lassen diesen Touristen-Magneten allerdings links liegen und laufen in Richtung Amselfall. Jack ist in seinem Element. Natur und immer am Fluss entlang.
Der Amselfall plätschert vor sich hin und bietet ein romantisches Bild. Weiter führt uns die Tour ins Polenztal. Einem meiner Lieblingsorte hier. Wieder am Wasser entlang. Ich freu mich so und wäre grad gerne wieder Kind. Dann würde ich hier Dämme und Höhlen bauen und mich fühlen wie Pipi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter.
Die nächste kleine Herausforderung für heute ist die Wolfschlucht. Wieder Treppen. Bedächtig und achtsam meistert der sonst eher wuselige Jack auch diese Herausforderung mit bravour und ich könnte stolzer nicht sein.
Was für ein traumhafter Tag, in einer traumhaften Kulisse. Die Rückfahrt mit Fähre und S-Bahn ist inzwischen keine große Herausforderung mehr. Kein Wunder. Wer die Wolfschlucht durchquert, der lässt sich auch von ungewöhnlichen Fortbewegunsmitteln nicht mehr beeindrucken.
Mein Held des Tages darf sich im Hundebedarfsladen in Bad Schandau etwas zum knabbern aussuchen und dann geht es auf den letzten Kilometern zurück zum Campingplatz, wo wir entspannt den aufregenden Tag verarbeiten.
Ankommen – im doppelten Sinne
Heute, am dritten Tag, startet einer meiner persönlichen Highlights. Es geht auf den Pfaffenstein. Ich liebe den Pfaffenstein. Das kann man gar nicht in Worte fassen, aber wenn ich dort oben bin, mich auf die Steine setzte und in die Weite blicke, dann fühl mich im doppelten Sinne, angekommen. Wieder beginnt der Tag mit dem Marsch nach Bad Schandau. Die Fährfahrt und die 2 Stationen mit der S-Bahn, sind jetzt wirklich nichts mehr, was Jack großartig stresst. Im Gegenteil, er nutzt die kleinen Auszeiten für ein Schläfchen. Vielleicht hat er begriffen, dass Frauchen doch weiß, was sie tut. Wir starten in Königstein.
Ich gebe zu, der Weg zum Pfaffenstein ist wenig aufregend. Am Fuße wählen wir den einfachen Aufstieg, denn der Aufstieg über das Nadelöhr ist absolut nicht hundetauglich. Nach etlichen Treppenstufen gelangen wir zur Einkehr Pfaffenstein und pausieren kurz.
Gut erholt, krakzeln wir uns zur Barabrine und zu diesem grandiosen, oben beschriebenen, Ausblick. Ich schiesse einige Selfies mit Jack und mir, denn diesen Moment möchte ich unbedingt festhalten. Eine Zeit lang sitzen wir einfach nur da und sind glücklich.
Die Gewissheit, dass ich im September wiederkomme entspannt mich und ich freue mich so sehr, diesen Ort meiner Wandergruppe zu zeigen.
Wäldlich geht es in Schleifenform um den Quirrl und wieder nach Königstein und schliesslich nach Hause zum Womo. Mein persönliches Fazit des Tages: Die Entscheidung hier spontan einige Tage zu entschleunigen, war die beste Entscheidung ever.
Die letzte Tour mit allen Sinnen genießen
Die letzte Etappe unserer Reise verläuft ruhiger. Wir laufen den romantischen Flössersteig entlang, der viel im Wald verläuft. Wir sehen Rehe und sie sehen uns. Über den Panaoramaweg genießen wir den Weitblick über Felder und Wiesen. Die Strecke ist weniger anspruchsvoll und eignet sich hervorragend um die Muskeln an das ausklingen der täglichen Wanderaktivitäten zu gewöhnen. Ich genieße die Ruhe und sauge noch einmal alles in mich auf.
Hoffentlich hält das Feeling dieser Wanderauszeit noch lange an und beflügelt mich noch etwas länger im Alltag. Am Endpunkt in Bad Schandau, gibt es noch eine kleine Heruasforderung in Form von offenen Eisentreppenstufen, die uns nach Bad Schandau bringen.
Mein Fazit: Die Sächsische Schweiz hat so viel zu bieten und ist ideal für Tages, aber auch Fernwanderungen. Wer es einsam und noch naturnaher mag, der sollte sich mal näher mit dem Forststeig beschäftigen. Damit liebäugel ich zumindest schon. Für Jack und mich, waren diese Tage sehr wichtig und wundeschön. Wir haben uns voll aufeinander eingelassen, gegenseitig unterstützt und unser Vertrauensverhältnis vertieft. Sowas kann man nicht in Büchern oder in der Hundeschule lernen. Sowas muss man erleben.
Übrigens, wer jetzt Lust bekommen hat uns im September zu begleiten, wir haben noch ein paar Zimmer dazu buchen können. Für Info´s klick hier!
Wir wünschen euch viele Abenteuer dieser Art und viel Spaß, bei allem was ihr tut.